Blog, Indien, Kalima Arbeit und Herstellung
Indien- eine andere Kultur oder die Fähigkeit mit Wellen zu schwimmen
Indien- eine komplett andere Kultur?
Eine Textil-Marke erzählt Geschichte oder Wellen des Lebens.
Für alle Nörgler und Besserwisser im Vorfeld!
In diesem Blog teile ich mit Euch meine persönlichen Erfahrungen und Gedanken, keine verallgemeinerten Dogmen oder Nachrichten.
Indien ist wie eine riesige Welle, du kannst sie von weit weg betrachten beispielsweise von schönen klimatisierten Touristen-Bus aus, einen Zeh ins Wasser halten als Backpacker. Oder Du befindest Dich inmitten dieser Welle ohne Bodenkontakt, wie es mir passiert ist.
Wenn Du Dich inmitten dieser Welle befindest hast Du 2 Möglichkeiten: du stemmst dich dagegen und ersäufst, oder Du lernst mit dieser Welle zu schwimmen.
Meine persönliche Welle hat mich im indischen Bundesstaat Rajasthan eingeholt.
Alles begann mit einer Einladung eines Freundes nach Indien, sehr naiv, spontan und allein bin ich dorthin geflogen.
In eine kleine Stadt am Randgebiet Rajasthan, Nordindien.
Kein Tourismus, Englisch, wie in Reiseführer berichtet, Fehlanzeige. Und die ständige Angst diese Irren bauen ein Unfall, weil mein weißes Gesicht interessanter zu scheinen schien als der Verkehr.
Als ob der Straßenverkehr dort irgendwelchen Regeln hätte.
Bis heute habe ich nur ein System erkennen können das man in Bayern manchmal auf Skipisten sieht, genannt „die Pistensau“.
Drei Tage brauchte ich damals um ein Sozialsystem aufzubauen, damit ich Wasser außerhalb meiner Unterkunft erwerben konnte. Alles war anstrengend, das Chaos, die Blicke das Zuviel von allem, der Dreck, die Armut, das Gewusel und die enorme Lautstärke. Ich war verunsichert, und ängstlich. 20 indische Männerköpfe die über Deine Schultern schauen während ich die Geheimzahl meiner Kreditkarte am Bankautomaten eingebe, ist für Europäer auch eine Herausforderung. Ich begann mich in meinem Zimmer zurückzuziehen um „atmen“ zu können und wollte nur noch nach Hause.
In diesen Tagen nähte ich mit Nadel und Faden mein eigenes traditionelles indische Outfit mit Tunika, Dupatta und Salwar (Tuch und Hose). Es wurde genau dann fertig als ich mich mit dem Gedanken spielte wieder heim-zufliegen. Ich betrachtete mein neues Outfit und fragte mich was ich eigentlich will und ob ich wirklich vorzeitig abbrechen will? Ich wusste es nicht. Aber ich gab mir selbst die Chance es herauszufinden.
Also kleidete ich mich in mein neues Outfit und begann mit der Welle zu schwimmen anstatt mich davon überrollen zu lassen.
Und dies war die beste Entscheidung meines Lebens, mir selbst diese Chance zu geben, mich aus meiner eigenen Komfort-Zone zu begeben.
Ich begann diese Welle namens Indien nicht mehr als Gefahr zu sehen, sondern wurde immer sicherer darin mit ihr zu schwimmen. Nach und nach bemerkte ich die lachenden Gesichter, die neugierigen Blicke, die ich nicht mehr als Angriff sah. Die Lautstärke verwandelte sich in Musik (das Taktgefühl der Trommler bei Hochzeiten entspricht immer noch nicht Musikalischen Standard aber deren Hingabe beim Trommeln macht das bei weiten wieder gut).
Mein Netzwerk wuchs und ich schloss Freundschaften, Verständigung mit einen Handy-Übersetzer verbesserten meine Kommunikation. Und ich fand heraus das mein Wissen am Bankautomat den 20 indischen Männerköpfen hilfreich sein konnte und ich habe unzählige fremde Geheimnummern eingegeben, meine Hilfe wurde dankbar angenommen. (Anm.: Zu diesem Zeitpunkt hatte die indische Regierung über Nacht Geldscheine entwertet und die indische Bevölkerung musste sich mit Bankkonto und Bankautomaten auseinandersetzen, in einem Land das größtenteils von Bargeld lebt).
Ich freundete mich mit der Familie des Hotelmanager an und fortan verbrachte ich sehr viel Zeit dort und in der Nachbarschaft.
Spezial mit seinen Schwiegertöchtern, Poonam und Ria. Und war sehr erfreut das wir gemeinsame Interessen hatten, das Handarbeiten. Auch fanden wir heraus das traditionelle indische Muster bayrischen sehr ähnelt, auch die Anfertigung der Kleidung. Die Frauen in der Nachbarschaft waren sehr neugierig und kreativ. Wir begannen in Gemeinschaft beide Muster zu verbinden.
Was damals noch ein Hobby war ist nun meine Eigene, in Deutschland registrierte, Marke Kalima. Und ich bin mehr in Richtung Großstadt, Jaipur gewandert.
In Europa sind wir gewöhnt Wegwerfkleidung zu besitzen. Mein damals handgenähtes Outfit begleitet mich immer noch, erzählt meine Geschichte, dieser Wert ist mit Geld nicht bezahlbar.
Fast 3 Jahre später hab ich gelernt mit der Welle Indien zu schwimmen, und es sind einige Wellen dazugekommen wie die Unternehmer Welle, neben meinen Beruf als Intensivkrankenschwester, die Welle einer Partnerschaft mit einen Inder samt seiner Familie,und viel mehr. Die nächste Welle eines Projektes zur Unterstützung benachteiligter indischer Frauen in Form einer Näh-schule, bahnt sich schon an.
Aber das sind andere Geschichten die ich im Laufe der Zeit mit euch teilen werde.
Ich verbinde weiterhin traditionelle Elemente in Kalima´s Kleidungsstücken. Unsere Röcke sind herausgearbeitet aus einem Trachten-rock und einer Lengha (indischer traditioneller Frauenrock).
Kalima´s Tücher werden mit Naturfarben von Hand bedruckt wie beim Blaudruck, die Holzstempel dafür werden gemeinschaftlich hergestellt.
Begleitet wird die Herstellung mit Chai, lachenden Menschen (ein Lachen breiter als das Gesicht, ich denke in Deutschland haben dies viele verlernt), ganz viel Leidenschaft, Hingabe und Interesse an dem Gegenüber. In Indien habe ich den Spitznamen bayrische Inderin bekommen, Besucher Jaipur´s treffen mich manchmal als Chai Köchin an.
Diese Handgefertigte Herstellungsweise zaubert einzigartige Unikate in wertvoller Qualität, die Geschichte erzählt. Die Mut macht eigene Wellen zu meistern und sich selbst Chancen zu geben. Denn jedes Leben ist so einzigartig wie jedes einzelne Tuch, Rock oder Hose.
Vieles hab ich mit Videos dokumentiert die ihr auf meinen You-Tube Kanal ansehen könnt: https://www.youtube.com/channel/UC2vpTGOsCxCooIGVNGI6iAQ?view_as=subscriber
Oder über Kalima- Design der bayrischen Inderin.
Zum Abschluss möchte ich euch noch etwas auf dem Weg mitgeben.
Es ist egal wo ihr momentan befindet,wo ihr lebt auf dieser Welt oder in welcher Situation ihr euch befindet, wir sehen und urteilen aus unserer eigenen Brille heraus.
Sich dies bewusst zu machen, erst beobachten ohne zu urteilen wäre ein Anfang unsere Welt ein Stück besser zu machen.
Es ist immer Wert, die eigene Komfort-Zone zu verlassen. Denn nur außerhalb dieser findet man einen Reichtum menschlicher Herzen den diese Welt zu bieten hat.
Michaela Ostermann
(Inhaberin Kalima)
Comments are closed